Es gibt genug Nahrung für jeden in Deutschland. Doch immer mehr Menschen sind auf das Angebot der sogenannten „Tafeln“ angewiesen. Diese ehrenamtlichen Einrichtungen sammeln Lebensmittel, die der Handel nicht mehr verkaufen kann, und bieten sie Bedürftigen an. 1,5 Millionen Menschen in Deutschland nehmen das Angebot der Tafeln mittlerweile in Anspruch. Die Tafeln sind zu einem etablierten Bestandteil des sozialen Hilfeangebots geworden. Der AfD-Abgeordnete Stefan Herre sieht die lobenswerte Arbeit der Ehrenamtlichen jedoch erschwert: „Es kann und darf nicht sein, dass sich die Tafeln in jeder Kommune anders finanzieren müssen.  Es muss nach einheitlichen Reglements gearbeitet werden. Ich wünsche mir hier mehr Fingerspitzengefühl seitens der Politik.“

Vereinheitlichung der Zuschüsse

Der Abgeordnete suchte das Gespräch mit der Tafel in Balingen, zu deren Einzugsgebiet auch Albstadt und Hechingen gehören. Es stellte sich heraus, dass Tafeln in anderen Landkreisen bei den laufenden Kosten stark bezuschusst werden. „Im Zollernalbkreis müssen die drei Tafelläden sämtliche Müllgebühren, Stromkosten und die Raummiete selbst stemmen“, resümiert Herre. „Das ist ein Schlag ins Gesicht unserer Ehrenamtlichen, die täglich die Probleme angehen, die im Verantwortungsbereich der Regierenden liegen.“ 100 000 Euro werden im Zollernalbkreis jährlich für die Tafeln benötigt.  „Nicht nur deshalb sollte sich der Landkreis an positiven Beispielen aus anderen Landkreisen orientieren“, fordert Stefan Herre.

Armut nimmt zu

Seit nunmehr 1993 gibt es die Tafeln.  Jedes Jahr kommen mehr hinzu, da die Zahl der Bedürftigen rapide ansteigt. Mittlerweile nutzen 600 Personen im Zollernalbkreis – neuerdings auch verstärkt Migranten – die Tafelläden regelmäßig. Herre dazu: „Die heutige Politik führt nicht dazu, dass es hier zu einer Entspannung kommt. Vielmehr ist damit zu rechnen, dass die Armut zunehmen wird und bald mehr als 1000 Personen das Angebot der Tafeln im Zollernalbkreis nutzen werden.“

Zu wenig Unterstützung fürs Ehrenamt

In den 900 Tafeln sowie 3000 Tafelläden im Bundesgebiet sind rund 60 000 ehrenamtliche Helfer im Einsatz. Politiker aller in Baden-Württemberg regierenden Parteien wiederholen auf öffentlichen Veranstaltungen, wie sehr ihnen das Ehrenamt am Herzen liege. Stolz weisen sie darauf hin, dass jeder zweite Baden-Württemberger eines ausübe. „Das sind offensichtlich nur Lippenbekenntnisse. Tatsächlich lässt man die ehrenamtlichen Einrichtungen und Helfer mancherorts im Stich. Das ist für ein reiches Land wie dem unseren beschämend“, so Herre.