Am 19. Dezember 2018 hatte die „Pforzheimer Zeitung“ über den neuen Dienstwagen des Ministerpräsidenten berichtet – den Daimler GLC F-Cell. Es handelt sich um einen „mit Wasserstoff und Strom betankten Stadtgeländewagen“ mit Brennstoffzellen-Hybrid-Antrieb, der auf dem freien Markt noch nicht zu erwerben ist. Die Landtagsabgeordneten Dr. Rainer Podeswa und Emil Sänze interessierten sich mit der Kleinen Anfrage 16/5630 für die Wasserstoffpläne der Landesregierung – und den Anschaffungsmodus des besagten Fahrzeuges.

Den wahrhaft exklusiven Wagen wagen…

„Nach meiner Kenntnis repräsentiert dieses Vorserienfahrzeug einen Wert von etwas unter zwei Millionen Euro“, stellt Dr. Rainer Podeswa, AfD-Landtagsabgeordneter und Mitglied des Finanzausschusses, fest. „Wenn der Ministerpräsident einer Regierung, die täglich die Dieselfahrer und Hersteller geißelt, von einem großen heimischen Fahrzeugkonzern das Modernste aus der Entwicklungsabteilung zur Nutzung erhält, dann wird man als Abgeordneter hellhörig. Wie sehen die Konditionen aus? Würde der Bürger und Steuerzahler sie als angemessen empfinden? Die Landesregierung gibt an, das Fahrzeug sei am freien Markt noch nicht verfügbar, werde aber ‚zu einheitlich von der Firma Daimler vorgegebenen‘ Konditionen an ‚ausgewählte Kunden im deutschen Markt übergeben‘“.

…zu phantastischen Konditionen für die Landesregierung.

Sein Kollege Emil Sänze, Medienpolitischer Sprecher der AfD-Fraktion, ergänzt: „Zu den ‚ausgewählten Kunden‘ gehören wie zufällig das Staatsministerium und das Verkehrsministerium. Das Innenministerium und das Umweltministerium möchten zusammen drei weitere Fahrzeuge anschaffen. Ich komme aus dem Leasinggeschäft und kann die Konditionen, die Daimler dem Staatsministerium gewährt, nur als wunderbar bezeichnen. Der Wagen ist auf Daimler zugelassen und wird dem Staatsministerium ‚in einem Full-Service-Mietmodell für 48 Monate mit einer Laufleistung von 120 Tausend Kilometer zu einem monatlichen Bruttomietpreis von 950,81 Euro überlassen‘. Das Staatsministerium lässt sich das Fahrzeug dann aus Steuermitteln der ‚Landesinitiative E-Mobilität III‘ fördern – und zahlt somit effektiv nur 554,31 Euro monatlich. Kretschmann erhält für nur 26.608,88 Euro effektiver Miete auf zwei Jahre das Allermodernste aus der Daimler-Entwicklung. Servicekosten fallen keine an, nur Wasserstoff und Strom muss er selbst tanken – zweifellos ein dicker Prominentenbonus. Interessanterweise ist an dem Konsortium H2 mobility, das nach Auskunft der Landesregierung bis Ende 2019 in Deutschland 100 Wasserstoff-Tankstellen erstellen soll, neben den führenden Industriegas-Anbietern Linde und Air Liquide sowie den klassischen Tankstellenbetreibern OMV, Shell und Total die Daimler AG beteiligt. Dass auch der chinesische Autokonzern Great Wall beteiligt ist, der ‚Erfahrungen austauschen möchte‘ (auto motor sport am 24.10.2018), und dass der Bund diese Infrastruktur mit 1,8 Millionen Euro fördert und auch das Land in diese Forschung investiert, hat uns die Landesregierung nicht mitgeteilt. Das sieht mir nun nicht gerade nach einem starken Bekenntnis der Industrie zum Akku-Elektroauto aus. Nach meiner Auffassung hat Daimler der Landesregierung schlicht in unlauterer Weise einen erheblichen geldwerten Vorteil geboten und die politische Landschaft gepflegt.“

Wasserstofftechnik wird als E-Mobilität angepriesen – denn der Akku schafft neue Probleme

Weiter führt Dr. Podeswa aus: „Wasserstoff kann zwar beispielsweise durch Elektrolyse von Wasser gewonnen werden und so zeitweiligen Stromüberschuss verwerten. Er fällt auch bei industriellen Prozessen an. Wasserstoff kann aber auch mit spezifischen technischen Anpassungen ebenso in konventionellen Verbrennungsmotoren, die unsere Ingenieure und teuer investierten Werke ja ausgezeichnet beherrschen, verbrannt werden – BMW hatte mit dem Hydrogen 7 bereits vor zehn Jahren ein solches Fahrzeug in 100 Exemplaren praxisreif. Weil aber Wasserstoff als Gas durch Stahl und andere Materialien diffundiert und für die Handhabung im Fahrzeug verflüssigt werden muss, braucht er als Betriebsstoff kryogene Lagerung oder, wie beim nach einem ganz anderen Funktionsprinzip konstruierten Daimler-Modell, ein System mit 700 bar Druck. Diese Bedingungen zu halten macht seine Handhabung aufwändig und problematisch – wir werden sehen, wie viel Wasserstoff der Ministerpräsident tatsächlich tankt und wann er lieber an die Stromzapfsäule fährt. Immerhin hat die Landesregierung endlich zur Kenntnis genommen, dass der in Fahrzeugen verbaute Lithium-Ionen-Akkumulator mit ihrem Bedarf an exotischen Werkstoffen und dem Export von Umweltschäden zu den Minenländern kein Wundermittel zur Speicherung der fluktuierenden Erträge der so genannten erneuerbaren Energien ist. Nach jahrelanger Propaganda für die unzulänglichen Akku-Autos etikettiert sie die Brennstoffzellentechnik zur E-Mobilität und will so prinzipiell ihr Gesicht wahren. Vielleicht ist sie ja lernbereit: Wenn wir nämlich schon eine Infrastruktur für Wasserstoff für Tankstellen und Fahrzeuge bekommen, und aus dem Auspuff nur Wasser kommt, dann entfällt ja das gegen den Verbrennungsmotor angeführte Argument der schädlichen Emisson.“