Das Mitglied im Ausschuss für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Thomas Palka MdL, hat aufgebracht auf die Vorstellung des „Dritten Berichts der Bundesregierung zur Entwicklung der ländlichen Räume“ durch Agrarministerin Julia Klöckner (CDU) und Heimatminister Horst Seehofer (CSU) reagiert. Dem Papier zufolge ist die medizinische Notfallversorgung bei zeitkritischen Erkrankungen wie etwa Schlaganfällen oder Herzinfarkten durch die weiteren Anfahrtswege von Rettungskräften für Bewohner des ländlichen Raums deutlich schlechter gewährleistet als für Bewohner von Ballungszentren. „Wenigstens gibt die Regierung jetzt zu, dass sie versagt hat und wir Landbewohner Patienten zweiter Klasse sind. Aber dass sich Frau Klöckner und Herr Seehofer da jetzt mit betroffener Miene hinstellen und so tun, als seien das neue, nicht erwartbare Erkenntnisse, ist doch in allerhöchstem Maße scheinheilig. Wollen sie uns jetzt wirklich glauben machen, dass die Regierung etwas für uns Landbewohner tun würde? Die Bundesregierungen unter Merkel haben doch die Versorgungslücken in der Gesundheits- und Notfallversorgung auf dem Land selbst zu verantworten.“
Palka verweist auf die von der Regierung vorgegebenen gesetzlichen Rahmenbedingungen, die zu einer immer weiteren Zentralisierung von Krankenhäusern geführt hätte. „Das ging doch mit dem Krankenhausstruktur- und -finanzierungsgesetz los. Gleich zu Beginn meiner Amtszeit 2016 hatte ich davor gewarnt, dass durch Schließungen von Kreiskrankenhäusern, wie z. B. Brackenheim und Möckmühl, auch längere Anfahrtswege für Rettungskräfte entstehen würden.“ Er sieht in der mangelhaften Notfallversorgung des ländlichen Raums einen Verstoß der Regierung gegen den gesetzlich gebotenen Grundsatz der Gleichstellung der Lebensverhältnisse im ländlichen Raum im Vergleich zur Stadt: „Ich kann nicht einsehen, dass wir auf dem Land, wenn es mal wirklich um Leben und Tod geht, schlechtere Überlebenschancen haben sollen als Menschen, die in der Stadt leben.“
Der Abgeordnete betont, dass gerade im Falle eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls die ersten Minuten bis zur Ersthilfe entscheidend wären. Dabei sei außerdem zu berücksichtigen, dass durch die durchschnittlich späteren Eintreffzeiten der Rettungskräfte auf dem Land die hier lebenden Menschen auch ein höheres Risiko tragen würden, eine dauerhafte gesundheitliche Beeinträchtigung davon zu tragen: „Bei einem Schlaganfall etwa entscheiden wenige Minuten, manchmal auch nur Sekunden darüber, ob der Patient gerettet wird, stirbt oder auch dauerhaft gelähmt bleibt. Auch ich und meine Familie wären im Ernstfall von der mangelnden Notfallversorgung betroffen. Ich will ein Beispiel nennen: Wenn man in der Stadt Heilbronn wohnt, kann man damit rechnen, dass der Rettungsdienst durchschnittlich gerechnet nach acht Minuten eintrifft. In Schwaigern, wo ich wohne, sind es dagegen durchschnittlich 14 Minuten, also fast doppelt so lang. Das ist für mich nicht hinnehmbar.“