Der wissenschaftspolitische Fraktionssprecher Dr. Bernd Grimmer MdL hat die Ankündigung der erneuten Prüfung der Doktorarbeit von Franziska Giffey (SPD) durch den Präsidenten der Freien Universität FU Berlin, Günter M. Ziegler, als akademische Schande kritisiert. „Ziegler sagte allen Ernstes, es werde ‚ergebnisoffen‘ geprüft. Wieso muss diese Selbstverständlichkeit betont werden? Was folgt als nächstes? Ergebnisoffene Forschung? Promotionsverfahren, bei denen politische Kontakte keine Rolle spielen? Auch der Satz, dass die Mitglieder der neuen Prüfungskommission alle ‚Mitglieder mit Rückgrat sein‘ werden, lässt tief blicken: hatten die alten keins? Oder steht wegen der politischen Prominenz der Kandidatin zu befürchten, dass nicht genehme Ergebnisse karrierehindernd wirken könnten? Diese Wortwahl ist ebenso entlarvend wie empörend und ist eines deutschen Universitätspräsidenten unwürdig.“

Daneben verweist Grimmer darauf, dass die Giffey-Debatte schon viel zu lange und vor allem grundsätzlich falsch geführt wird. „Die erste Reaktion der FU auf Giffeys Plagiat, nämlich nur eine Rüge auszusprechen, also faktisch gar nichts zu tun, war bereits unrechtmäßig, weil es für die Rüge schlicht an einer Rechtsgrundlage fehlt und es die im Promotionsverfahren gar nicht gibt. Schon hier wäre nur die Aberkennung in Frage gekommen: Giffey hat die Universität düpiert, die ihren wissenschaftlichen Rang verteidigen muss. Die plagiierten Autoren, die ihr zürnen. Neben den Hochschul- auch die Gymnasiallehrer, die ihren Schülern korrektes Arbeiten beibringen wollen. Und natürlich alle, die ihre Titel redlich erworben haben; aber sich angesichts von ‚Promotionsagenturen‘, Ghostwritern usw. für ihre Redlichkeit scheinbar schon rechtfertigen müssen. Bislang stand der Doktortitel für wissenschaftliche Gründlichkeit, akademische Reife und die Fähigkeit selbstständigen und akribischen Forschens. Und dafür, füge ich hinzu, der allgemeinen Nivellierung unserer Gesellschaft etwas entgegenzusetzen. Sich jetzt, überdies nach Giffeys empörender Verzichtserklärung, eines anderen zu besinnen, ist verlogen.“