Stuttgart. Der verbraucherpolitische Fraktionssprecher Rüdiger Klos MdL hat die Umbenennung der Knorr-„Zigeunersauce“ in „Paprikasauce Ungarische Art“ als absurden Kotau vor dem Meinungsmainstream kritisiert. „Nach Bahlsen mit seinem ‚Afrika‘-Keks ist Unilever nun das zweite Unternehmen binnen weniger Wochen, das vor dem linksgrünen Zeitgeist einknickt. Dabei ist die die Begründung, das über 100 Jahre alte Produkt – das nochmal nicht der Zigeunerküche entstammt! – umzubenennen, weil es ‚negativ interpretiert werden‘ könnte, nicht nur absurd, sondern gleich mehrfach dumm. Zum ersten nennen sich viele Angehörige der Sinti und Roma selbst so, wie Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller berichtete: ‚…Wir sind Zigeuner, und das Wort ist gut, wenn man uns gut behandelt‘. Zum zweiten wird weder ein Klischee oder Vorurteil durch die Spachbereinigung verschwinden geschweige das Zusammenleben in Europa verbessert – es ist oberflächliche Kosmetik, die tiefensemantisch nichts ändert. Und zum dritten ist die Umbenennung selbst für den Zentralrat der Deutschen Sinti und Roma ‚nicht von oberster Dringlichkeit‘, wie sich deren Vorsitzender Romani Rose im Focus zitieren lässt.“
Klos verweist darauf, dass damit im Gefolge von Mohr, Neger & Co. eine unterstellte Fremdzuschreibung für wichtiger gehalten wird als die eigene Wortschöpfung, deren Etymologie bis heute strittig ist. „Die einen nehmen das mittelgriechische Wort athinganoi zu Grundlage, das die Anhänger einer gnostischen Sekte in Phrygien bezeichnete, seit etwa dem 12. Jahrhundert für Schlangenbeschwörer und Wahrsager überliefert ist und mitunter irrtümlich als ‚Zieh-Gäuner‘, ‚(umher-)ziehende Gauner‘, gedeutet wird. Die anderen leiten Zigeuner von den persischen Wörtern Ciganch (Musiker, Tänzer) oder asinkan (Schmiede) oder von alttürkisch čïgāń ‚arm, mittellos‘ her. Wenn man nur einen Funken gesunden Menschenverstands hätte, würde man erkennen, dass negativ bewertete Begriffe niemals zur Produktkennzeichnung genutzt würden: Niemand würde ‚Penner-Würstchen‘ auf den Markt bringen. Allein drei Viertel der Bayern haben sich in einer Befragung anlässlich der Namensänderung des Augsburger Traditionshotels ‚Drei Mohren‘ in ‚Maximilians‘ gegen Namensänderungen ausgesprochen. In Baden-Württemberg, so meine These, wäre das Resultat dasselbe. Der linksgrüne Zeitgeist entwickelt sich linguistisch aber immer mehr in Richtung Sprachfaschismus – wann sind Strauss‘ ‚Zigeunerbaron‘, Brahms‘ ‚Zigeunerlieder‘ oder Dvořáks ‚Zigeunermelodien‘ dran?“