Nach einer Straftat steht nur einer im Mittelpunkt: der Täter. Sein Opfer oder – im noch schlimmeren Fall – seine Opfer tauchen nach der Tat meist ab. Aus Scham, aus Angst, aus Verzweiflung. Gedemütigt, verletzt, gezeichnet. Und allein gelassen. «Während der Täter nach einigen Jahren frei ist, sind die Opfer ein Leben lang Gefangene», kommentiert der AfD-Abgeordnete Stefan Herre die heutige Debatte. «Opfer leiden unter einem Verbrechen, das völlig schuldlos über sie hereinbrach. Schuldlos. Das ist das entscheidende Wort. Das Opfer kann nichts dafür, dass es zum Ziel einer skrupel- und gewissenlosen Person wurde. Es trägt keine Schuld daran, dass es geschlagen, vergewaltigt oder ausgeraubt wurde.»
Täter erhält Rundumversorgung
Und der Täter? Sofort nach der Inhaftierung werden Resozialisierungsmaßnahmen eingeleitet, damit auch der unbelehrbarste Verbrecher nur ja wieder ein wertvoller Teil dieser Gesellschaft werden kann. «Dabei wird vergessen, dass er es oft auch davor nicht war. Und nicht mehr sein wird», so Herre. Nicht nur dass der Täter ohne eigenes Zutun einen Anwalt zur Seite gestellt bekommt, während sich der Geschädigte selbst um einen kümmern muss… «Nein, auch die psychologische Betreuung des Opfers, das sich seit dem Verbrechen in einer Ausnahmesituation befindet, ist in unserem System keine Selbstverständlichkeit. Sie muss es aber sein», fordert Herre. Dass sie es nicht ist, macht den Geschädigten ein weiteres Mal zum Opfer. Zum Opfer falscher Gesetze, die den Täter weich fallen lassen, während der Verletzte fallen gelassen wird.
Vernehmung verbessern
Vielen Verletzten würde es helfen, ihrem Peiniger vor Gericht nicht begegnen zu müssen. Herre: «Die erleichterte Einführung von audiovisuellen Aufzeichnungen von Zeugenvernehmungen könnte hier die dringend benötigte Abhilfe schaffen. Doch das sieht die grün-schwarze Koalition anders, denn sie ist der Meinung, dass Kinder besonders schutzbedürftig sind, Erwachsenen eine Aussage im Regelfall jedoch zuzumuten sei. In meinen Augen ist ein Opfer immer ein Opfer, unabhängig von seinem Alter.»
Immer mehr Opfer
«Opfer gibt es hierzulande leider viel zu viele. In allen Altersklassen. Das Tragische ist, dass es immer mehr werden», erinnert Herre. Während ihre Zahl im Jahr 2014 auf rund 92 500 sank, stieg sie danach dramatisch an. 2017 waren es bereits über 104 000! Für die Polizeibeamten und unsere Justiz ist diese Entwicklung eine Katastrophe. Die Gefängnisse platzen neuerdings aus allen Nähten. Für Herre ist es offensichtlich, dass man nicht die Folgen bekämpfen muss, sondern die Ursachen: «Gewalttaten zu vermeiden, ist der beste Opferschutz.»