„Wenn jetzt wieder zum Boykott politisch unliebsamer Künstler aufgerufen wird, sind wir schon wieder in ganz finsteren Zeiten angekommen.“ Mit diesen Worten kommentierte der kunst- und kulturpolitische AfD-Fraktionssprecher Dr. Rainer Balzer MdL den tz-Kommentar für einen Kulturboykott, der neben dem Mannheimer Künstler auch Nena und Michael Wendler traf. „Über Xavier Naidoos musikalisches Schaffen lässt sich maximal auf musikalischer Ebene streiten. Seine Musik aber aufgrund seiner persönlichen Meinungen per se abzulehnen, passt nicht zu einer pluralistischen Gesellschaft wie der unseren.“

Die Argumentation ist völlig abwegig: Selbstverständlich steht ein Kunstwerk immer für sich, ganz gleich ob man den Künstler mag oder nicht, weiß Balzer. „So jagt sich der Kommentator sogleich auch selbst ins Bockshorn, indem er auf das Werk Richard Wagners verweist. Dieses müsse man immer vor dem Hintergrund konsumieren, dass Wagner ja Antisemit war. Komisch, so darf immerhin auch unser Antisemitismus-Beauftragter genannt werden. Verfährt man nach diesem Schema und bewertet man Kunst nur noch von der heutigen moralischen Warte aus, muss man wohl die größten Werke der Weltgeschichte ‚verantwortungsvoll‘ beiseitelegen: Ernst Jünger war glühender Nationalist, Dostojewskij orthodoxer Fundamentalist und zudem auch noch Russe.“