Der kunstpolitische AfD-Fraktionssprecher Dr. Rainer Balzer MdL hat die Gründung eines Mädchenchors der Regensburger Domspatzen als absurden Kotau vor dem Zeitgeist bewertet. „Nach fast 1050 Jahren bereitet der älteste Knabenchor der Welt nun auch Spätzinnen ein Nest. Er unterstreicht allerdings, dass der Knabenchor der Domchor der Kathedrale bleibt, wozu vor allem die liturgische Gestaltung der Gottesdienste gehört. Die Mädchen sollen nicht bei den Jungen mitsingen, sondern ‚eine neue zusätzliche musikalische Säule der Regensburger Dommusik sein‘. Ein Schelm, der das nicht diskriminierend nennt! Im Ernst: Der Vorgang zeigt ein angstgetriebenes Zeitgeistverständnis, ja keinen Trend zu verpassen, die ideologisch richtige Seite zu verkörpern und seine kulturelle Tugend als einzig korrekte Moral zu verkaufen. Ich erinnere an die Dresdner Piraten, die im Kommunalwahlkampf 2019 einen Kreuzchor auch für Mädchen forderten. Ein Stadtrat ging damals ‚davon aus, dass unser bester Verbündeter irgendein Verwaltungsgericht sein wird, was schlicht und ergreifend die Gemeinnützigkeit entzieht für eine Institution, die nur Jungs zulässt.‘ Diese Befürchtung ist damit hinfällig.“
Balzer verweist auf die Aktivistin Susann Bräcklein, die für ihre Tochter auf die Mitwirkung sowohl im Staats- und Domchor Berlin als auch im Thomanerchor Leipzig geklagt hatte. „Die Kunstfreiheit steht in diesem Fall vor dem Verbot der Diskriminierung auf Grund des Geschlechts, urteilte damals ein Richter. Das scheint jetzt selbst die katholische Kirche für diskriminierend anzusehen. Es ist aber kein Ausdruck kultureller Souveränität, wenn man letzte ‚Bastionen‘ mithilfe emanzipatorischen Eifers schleifen will. Auch drängt sich die Frage auf, ob Frauen nicht unter dem Deckmäntelchen der Antidiskriminierung vom teilweise über Jahrhunderte gewachsenen Niveau und Renommee der oben genannten Chöre profitieren wollen. Knabenchöre existieren seit Jahrhunderten, unzählige Werke wurden allein für sie komponiert: etwa von Bach als Thomaskantor in Leipzig für die Thomaner oder von Rudolf Mauersberger für den Dresdner Kreuzchor. Wie haben es Christa Ludwig oder Elisabeth Schwarzkopf eigentlich geschafft, große Sängerinnen zu werden, wenn sie von der Ausbildung in einem Knabenchor ausgeschlossen waren? Gleiche Rechte stärken die Vielfalt, Gleichmacherei bewirkt das Gegenteil. Natürlich freue ich mich, dass Mädchen nun eine ähnlich intensive und künstlerisch wertvolle Ausbildung erhalten wie die Regensburger Jungen. Aber es bleibt ein sehr bitterer, weil politischer Beigeschmack.“