Stuttgart. „Der Duden ist keine Schreibhilfe mehr, sondern eine Ideologiehilfe zur Durchsetzung linker Politik.“ Mit diesen Worten kritisiert Fraktionschef Bernd Gögel die neue Mannheimer Duden-Ausgabe, die heute erscheint. „Dass es mit insgesamt 148.000 Wörtern der umfangreichste Duden ist, den es je gab, ist das eine. Aber welche 3.000 neuen Stichwörter anhand welcher Kriterien aufgenommen wurden, etwas ganz Anderes. So weiß der Bonner Linguistiker Kristian Berg, dass im Duden nur Wörter stünden, die ‚systematisch im Deutschen verwendet werden‘ – leider vergaß er zu erläutern, von wem. So gehören Zusammensetzungen wie ‚Alltagsrassismus‘ oder ‚rechtsterroristisch‘, aber auch ‚Klimanotstand‘ oder ‚Ladesäule‘ nur zum ideologischen Sprachschatz kleiner Gruppen von Sprachverwendern wie Aktivisten, Politikern oder Journalisten – die diesen Sprachschatz gern der Mehrheit der Bürger verordnen wollen, um aus ihren kruden Weltsicht Welt werden zu lassen. Ich finde es unerträglich, dass sich jetzt auch die Duden-Redaktion dafür instrumentalisieren lässt.“
Denn andererseits nimmt der Duden auch drei Seiten Hinweise zum gendergerechten Sprachgebrauch auf. „So findet sich über den umstrittenen Genderstern die Bemerkung, es sei zu beobachten, dass sich diese Variante in der Schreibpraxis ‚immer mehr durchsetzt‘, zumal in Kontexten, ‚in denen Geschlecht nicht mehr nur als weiblich oder männlich verstanden‘ werde und die Möglichkeit weiterer Kategorien wie ‚Schüler*innen‘ angezeigt werden solle. Diese Behauptung ist mindestens frech, eher aber irreführend – weil wiederum nur Aktivisten, Politiker in absurden Anträgen oder Verwaltungsvorschriften wie in Mannheim und Stuttgart oder Journalisten damit arbeiten, soll der Genderstern jetzt in den allgemeinen Sprachgebrauch von Millionen Bürgern einfließen“, ärgert sich Gögel. Hier werde Sprache künstlich entwickelt. „Das Gegenteil ist aber die Wirklichkeit: Sprache entwickelt sich als natürlicher Prozess aller Sprachverwender und nicht als Spielwiese weniger Sprachvorschreiber.“ Duden-Nutzer könnten die Variante als Sprachrealität missverstehen – was sie nicht ist.
Gögel hält es außerdem für befremdlich, dass mit „Fridays for Future“, „Hatespeech“, „Influencer“, „oldschool“ usw. erneut viele Anglizismen Aufnahme fanden. „Ich erinnere daran, dass im April 2016 eine Umfrage im Auftrag des STERN ergab, dass 53 Prozent der Befragten für ein ‚Gesetz zum Schutz der deutschen Sprache‘ waren, das auch dazu beitragen mag, das Verantwortungsgefühl für die eigene Sprache allen Bürgern bewusst zu machen – denn in Deutschland hat niemand einen Rechtsanspruch auf die Akzeptanz anderer Sprachen zur Verständigung. Ein Bekenntnis zur Muttersprache, auch als Wissenschafts- oder Unternehmenssprache, hat sehr viel mit Identität und noch mehr mit Demokratie zu tun. Die Direktorin des MINT-Kollegs Baden-Württemberg, Claudia Goll, hatte schon vor Monaten im DLF erklärt, sowohl ein Grammatik-Propädeutikum als auch ein Projekt ‚Einführung Studieneingangsphase‘ etabliert zu haben, in dem schriftsprachliche Kompetenzen bei Studienanfängern (!) erst verortet und dann trainiert werden. Es muss es uns also um ein besseres Deutsch gehen, kein flacheres. Der neue Duden ist eine einzige linkspolitisch, genderideologisch und denglisch verzerrte Enttäuschung, die ihren großen Ahnherrn Konrad Duden im Grab rotieren lässt.“