Stuttgart. Die wissenschaftspolitische Fraktionssprecherin Doris Senger MdL hat die Absage des Medizin-Examens durch Gesundheitsminister Lucha und der Wissenschaftsminister Bauer als völlig unverhältnismäßig kritisiert. „Unsere Studenten haben viele Monate studiert und gebüffelt, jetzt sind wir es ihnen auch schuldig, ihnen die Gelegenheit zu geben, diesen Teil ihres Studiums erfolgreich abzuschließen. Wenn man die aufgezählten ‚Probleme‘ näher betrachtet, sieht man, dass aus einer Mücke ein Elefant gemacht wird.“
Wegen der Schutzregeln hätte man die landesweit bis zu 800 Prüflinge drei Tage lang in Kleinstgruppen in entsprechend vielen Räumen und mit viel Aufsichtspersonal prüfen müssen. Einlass- und Identitätskontrollen sowie Toilettengänge wären zum Problem geworden, gegebenenfalls wäre der Einsatz von Schutzausrüstung nötig gewesen. Die Planer hatten die Sorge, dass die Prüfung „nur mit erheblichen Mängeln“ durchführbar „und damit anfechtbar ist“.
In leerstehenden Messehallen mit Hilfe von Videoüberwachung Prüfungen ermöglichen
„Das sehe ich anders“, erklärt Doris Senger: „Es stehen große Sport- und/oder Messehallen zur Verfügung. Deutlich mehr Aufsichtspersonal ist durchaus nicht nötig, denn im Zeitalter der digitalen Möglichkeiten könnte auch die Videoüberwachung der Räume und Flurgänge in Betracht kommen. Sicherlich würde kein Student seine Unterschrift aus datenschutzrechtlichen Gründen verweigern.“
Den angehenden Medizinern sollte es mit heutiger Technologie in jedem Fall ermöglicht werden, das Ärzte-Examen abzulegen, damit sie qualifiziert in das praktische Jahr ihrer Ärzteausbildung starten können und nicht im kommenden Jahr, in einer Situation, die im Moment niemand voraussehen kann, zwei wichtige Examen in kurzer Zeit ablegen müssen. Die Verlegung verdeutlicht, dass das inkompetente Corona-Management der Landesregierung auf dem Rücken der Medizinstudenten ausgetragen wird. Ein Land, das in der Welt als gut strukturiert und organisiert gilt, scheitert bei lösbaren Problemen. Das ist ein Armutszeugnis.