Angesichts der lauten Überlegungen der GEW und anderer Verbände über ein Aussetzen der Abschlussprüfungen habe ich meine Forderung nach einem Festhalten am Leistungsanspruch bekräftigt. Während andere diesen Leistungsanspruch aufweichen wollen, ist es uns wichtig, ihn beizubehalten. Unser Gesetzentwurf zum Hausunterricht forderte gerade die Einrichtung von Jahresabschlussprüfungen und die Ermöglichung des individuellen Vorbereitens darauf. Sogar ein Abitur ohne Prüfung wird schon verlangt – und dies mehrere Monate, bevor überhaupt klar ist, wie sich die Situation dann darstellen wird, wenn die Prüfungen geschrieben werden sollen. Ein absolutes Unding.
Die GEW sollte sich überlegen, wessen Interessen sie hier überhaupt vertritt. Die der Lehrer sicherlich nicht, wenn sie den Leistungsanspruch der Schule in der Coronazeit rundheraus in Frage stellt. Auch die angedachte Lösung, die Wissenslücken der Studenten dann den Universitäten aufzubürden, halte ich für den falschen Ansatz. Schulen und Universitäten haben verschiedene Aufgaben. Die Schulen sollen eine breite Allgemeinbildung vermitteln, dafür müsste doch eigentlich gerade jetzt in der Zeit der ausfallenden Veranstaltungen viel Zeit sein! Wenn die Schüler dann die Veranstaltungen des ersten Semesters besuchen, müssten die Grundlagen sitzen, Zeit zum Nachholen ist dann nicht mehr. Brückenkurse seien eine Fehlentwicklung der vergangenen Jahre und nicht dazu da, die Wissenslücken aus der Schulzeit zu beheben.
Es ist schade, dass unser im Gesetzentwurf angeregten Ansatz zur Etablierung einer Kultur der Leistung nicht einmal kommentiert wurde. Stattdessen wird in vorauseilendem Abrücken von diesem jetzt schon ein Abitur ohne Prüfungen gefordert wird, und das von Lehrerorganisationen. Dabei ergab jetzt eine Forsa-Umfrage im Auftrag der Robert Bosch Stiftung Stuttgart, dass die Corona-Pandemie aus Sicht der Lehrer im Land zu erheblichen Lernrückständen bei vielen Schülern geführt hat. Demnach bemängelt fast jeder dritte Lehrer bei mehr als der Hälfte der Schüler messbare Defizite. 11 Prozent gaben an, dass die Pandemie zu Lernrückständen bei fast allen Schülern geführt habe.
In dieser Situation auf Prüfungen zu verzichten ist das völlig falsche Signal.